© Copyright 2024 Hasescher Familienbund e.V. Jena | Diese Site verwendet anonymisierte Cookies für statische Zwecke. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, verlassen Sie bitte die Site.
Hasescher Familienbund e.V. Jena

Hasescher Familienbund e.V. Jena

07. Jan 2019
Paul von Hase: Gardeoffizier und Verschwörer des 20. Juli 1944 – Vortrag beim Familientag 2017

Paul von Hase: Gardeoffizier und Verschwörer des 20. Juli 1944 – Vortrag beim Familientag 2017

Eine Annäherung an Paul von Hase hat Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers, Historiker am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw, den Älteren noch als Militärgeschichtliches Forschungsamt bekannt), seine Betrachtung des Offiziers genannt, der als einer der Verschwörer des 20. Juli 1944 hingerichtet wurde.

Dr. Möllers hatte den Vortrag auf dem Familientag am 21. Oktober 2017 in Potsdam gehalten; für die Veröffentlichung hier hat er ihn noch einmal überarbeitet. Die sehr lesenswerte Auseinandersetzung mit dem Werdegang des Gardeoffiziers auch und gerade im Umfeld seiner Zeit als kompletter Text zum Nachlesen hier (auf den Link klicken):

Heiner Möllers: Paul von Hase

(Foto: Paul v. Hase als neuer Stadtkommandant von Berlin im Januar 1941 – Bundesarchiv Bild 183-B00277 via Wikimedia Commons unter CC BY SA 3.0 DE Lizenz)

25. Sep 2010
Biographie Karl August von Hase

Biographie Karl August von Hase

K a r l (Carl) August von Hase

evangelischer Theologe

* 25. August 1800 Steinbach (Niedersteinbach) in Sachsen, † 3. Januar 1890 Jena.

∞ 12. September 1831 in Leipzig (St.Thekla) mit Pauline Amalie Härtel , *12.April 1809, †  20.März 1885 Jena.

Wirklicher Geheimer Rat mit dem Titel Excellenz, Professor der Theologie, D., Dr. phil.,

Dr. jur. utr.h.c., Geheimer Kirchenrat, Ehrenbürger der Stadt Jena, Erblicher Sachsen-Coburgischer Adel durch Verleihung des Großkreuzes des Ernestinischen Hausordens am 18.9.1883.

1823 Privatdozent in Tübingen, 1828 in Leipzig, 1830 Extraordinarius in Jena, hier 1836-83 Ordinarius. Aus dem sächsischen Nationalismus hervorgegangen, spiegelt Hase in seinem Leben nacheinander die mannigfachen politischen, philosophischen, künstlerischen, theologischen und kirchlichen Strömungen des 19. Jahrhunderts wieder. Als Student war er  für die Deutsche Burschenschaft tätig  (1820: Reden an die Jünglinge der freien Hochschulen Deutschlands), mußte deshalb Leipzig wie Erlangen verlassen und kam noch von Tübingen aus 1824-25 auf den Hohenasperg. In Erlangen trat ihm u.a. die Gedankenwelt Schellings nahe, mit der er sich in seiner ersten größeren Schrift (Des alten Pfarrers Testament, 1823) auseinandersetzte. Auch von Schleiermacher ließ er sich beeinflussen, ging aber dogmatisch seine eigenen Wege. Ein Aufenthalt in Dresden (1825-26) brachte ihn dann in Verkehr mit einem Kreis von Romantikern, von denen er starke Anregungen empfing; er glaubte jetzt seine Bestimmung erblicken zu sollen, “den Rationalismus mit dem Schwunge der Phantasie und der Wärme des Herzens zu verbinden”. In den Streit gegen die neupietistische Theologie griff er noch vor seiner Habilitation in Leipzig ein, als hier August Hahn in seiner Antrittsdisputation den Rationalismus als ein dem Christentum feindliches Prinzip scharf angriff (Die Leipziger Disputation, eine theologische Denkschrift, 1827, anonym). Auch sein “Hutterus redivivus” (1828, 188312), der seiner Zeit die altprotestantische Glaubenslehre wieder erschloß, sollte zeigen, daß Männer wie Hahn durchaus nicht die Träger der Orthodoxie seien, für die sie sich selbst hielten. Eine erste Reise nach Italien- im Laufe seines Lebens war er 17 mal in Rom- diente wesentlich der Klärung seiner ästhetischen Interessen (Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, 1829, 18973).

In derselben Richtung wirkte sein Eintritt in das Sachsen-Weimar der Goethezeit, deren lebendige Tradition er für die Späteren wurde. Mit dem “Rationalismus vulgaris” Röhrs u.a. setzte er sich in einer Weise auseinander, daß dieser seitdem wissenschaftlich als erledigt gelten konnte (1834-37: Theologische Streitschriften). Ein Nachklang dieser Streitschriften war seine Kontroverse mit F. Chr. Bauer und der Tübinger Schule (Die Tübinger Schule. Sendschreiben an Herrn Dr. v. Baur, 1855). Mehrfach nahm er auch zu dem erstarkenden Katholizismus das Wort: zuerst anonym (Die Proselyten; Vom Streite der Kirchen, 1827), dann aus Anlaß des Kölner Kirchenstreits (Die beiden Erzbischöfe, 1839), später veranlaßt durch die “Symbolik” Möhlers (Polemik, 1862, “ein Buch zum Frieden, zu dem kirchlichen Frieden, dessen unser Vaterland so sehr bedarf”), zuletzt im Hinblick auf den Kulturkampf (Des Kulturkampfes Ende, 1878). Die politische Entwicklung begleitete er, teilweise unter dem Decknamen Karl von Steinbach, mit Flug- und Denkschriften ( u.a. Das Kaisertum des deutschen Volkes, 1848; Die evg.-prot. Kirche des Deutschen Reiches, 1849;  Der Papst und Italien, 1861). Er war auch Mitglied des Frankfurter Parlaments. Seit der kirchliche Liberalismus sich in der Prot. Kirchenzeitung (1854) sein eigenes Organ schuf, wurde Hase hier treuer Mitarbeiter, begrüßte auch die Gründung des Protestantenvereins; für den herkömmlichen Liberalismus aber ließ er sich nicht reklamieren. Er hat jede Erscheinung an ihrem Orte gelten lassen und eine religiösen Supranaturalismus vertreten, der im Zusammenklang mit der Religion des deutschen Idealismus ihm seinen Platz bei den Vermittlungstheologen anweist.- Hases erste wissenschaftliche Veröffentlichungen bezogen sich auf die Dogmatik, die er auch für die Gebildeten bearbeitete (Evg. Dogmatik, 1826, seit 18605 Evg.-protestantische Dogmatik; Gnosis, 1827 ff. 1869 f.2. Seine Ruhm begründete er aber durch seine kirchenhistorischen Arbeiten (Lehrbuch, 1834, 190012). Hase strebte eine lebendige Totalanschauung an, hat die Kirchengeschichte von viel Ballast befreit, dafür durch Berücksichtigung der kirchlichen Kunst bereichert. Er pflegte gerne und mit besonders großem Erfolg die Monographie. Sicherheit des historischen Blicks und Meisterschaft in der künstlerischen Darstellung sind seine Hauptvorzüge. So bezeichnet er einen Höhepunkt in der Kirchengeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts.


Werke:

Gesamtausgabe seiner (ausgewählten) Werke in 12 Bänden, 1890 ff., (am Ende des 12. Bandes Verzeichnis seiner sämtlichen Schriften).- Hase gab außer den obengenannten Schriften u.a. auch heraus: Leben Jesu, 1829 (1875: Geschichte Jesu).-Der griechische Robinson, Ein Lesebuch für die deutsche Jugend, 2 Bde., Leipzig 1828 (Das anonyme Werk bildet im deutschen Sprachraum die einzige an die Jugend gerichtete Schrift über den Verlauf des griechischen Freiheitskampfes. Impulse dazu waren von den leipziger Professoren Wilhelm Traugott Krug (1770-1842) und Heinrich Gottlieb Tzschirner  (1778-1828) ausgegangen).

Autobiographisches: Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, 1829, 18973; Neuauflage 1992, bearbeitet von M. A. v. Hase – Salto, Einleitung E. Pältz. – Ideale und Irrtümer 1872.- Annalen meines Lebens 1891.- Dein Alter sei wie Deine Jugend. Briefe an eine Freundin, 1920.-


Sekundärliteratur:

H. Nippold: Karl von Hase, Gedächtnisrede, 1890.-R.A.Lipsius: Zur Erinnerung an Karl August von Hase, 18902.-RE2 VII, p. 453 ff.- RGG2 II (1927-31).-RGG IV (1998-2005).-  Karl Alfred von Hase, Unsere Hauschronik, Bd.I, Leipzig 1898, p.184-242.-R. Bürkner, Karl von Hase, 1900.- B. Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker, Gütersloh 1990.- M. A. von Hase-Salto, Viaggio in Italia- Diario a piu voci (u.a. zu K.v. Hase), Rom, Biblioteca Fides, 1977.-B. Jaeger, Nationalliberale Geschichtstheol. K..v. Hase, in: F.W. Graf (Hrg.) Profile des neuzeitlichen Protentantismus, Bd. 2/1, 1992, p. 118-145.- E. Pältz, “Für Recht und Freiheit, Aufrichtigkeit und Treue”. Zum Lebenswerk und Vermächtnis des Jenaer Theologen K. A .v. Hase, in: Beiträge zur Hase’schen Familiengeschichte, hrg. vom Vorstand des Familienverbandes von Hase, Bd.1, 1994, p.9-46.-

K. Nowak, Karl von Hase-Liberales Christentum zwischen Jena und Rom (Festvortrag), in: Schriftenreihe des Hase’schen Familienbundes, hrg. U.v.Hase-Schmundt, 2000, p.18 ff., auch in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte, 55, 2001, p.229 ff.


Der Text wurde mit wenigen Veränderungen übernommen aus “Die Religion in Geschichte und Gegenwart” (RGG), 2. Auflage 1927-31, Sp. 1642 f. von K. Bauer.

Ulrike von Hase-Schmundt